Die Herkunft und Verarbeitung

der gebräuchlichsten Haarqualitäten
für Haarintegrationen

Definition der Anforderungen an die Haarqualität:
Haarverlängerung, Tragedauer ca. sechs Monate, bei normaler Pflege (wie z.B. zwei mal wöchentlich waschen und pflegen, zwei mal täglich bürsten, nachts zusammenbinden),es sollten keine speziellen Pflegeprodukte notwendig sein und eine zweite Tragedauer durch Aufarbeitung sollte strukturell möglich sein.

1.)Das Europäische Haar:

Oft, viel zu oft, ist im Zusammenhang mit Haarverlängerung /-verdichtung von ,,europäischem Echthaar“ die Rede (natürlich ausgenommen die Firma mit ,,B“ am Anfang und ,,O“ am Ende). Bei solchen Angeboten sollte man genau überprüfen, ob es sich wirklich um die angepriesenen Qualitäten handelt (was eigentlich nur im Labor durch Sachverständige möglich ist), da diese aus verschiedenen Gründen nur in sehr geringen Mengen am Markt verfügbar sind. Außerdem eignet es sich nur bedingt für die Verlängerung / Verdichtung denn ihr Preis ist astronomisch hoch und es ist nicht in allen Naturtönen
verfügbar. Denn glauben Sie wirklich, dass es viele mitteleuropäische Frauen gibt, die sich ihr wunderschönes lang gezüchtetes, perfekt gewachsenes, chemisch unbehandeltes Haar(ohne ausgeblichene Spitzen, Strähnen, Farbe, Dauerwelle, usw.) so einfach abschneiden lassen würden? (Nur diese Qualität ist aus verarbeitungstechnischen Gründen für die Weiterverarbeitung geeignet)

Aus den Statistiken der Haarlieferanten geht hervor, dass die blond und hellblond Töne bei Haarverlängerungen / -verdichtungen am meisten gefragt sind – welche in der Natur allerdings äußerst selten auftreten. (Nur Schwarz wird als Einzelton
noch häufiger gehandelt, weil er bei der Anwendung nicht mit anderen Nuancen gemischt werden muss).
Entweder müssten alle blonden Skandinavierrinnen für unsere Zwecke die Haare wachsen lassen – oder wie in der Praxis üblich, man hellt dunklere Haare (z. B. aus Portugal, Rumänien, Albanien, Russland, … woher auch immer in Europa) industriell auf, was leider immer mit einem deutlichen Qualitätsverlust einhergeht. Wohl gemerkt, wir reden hierbei immer noch von einer industriell unbehandelten Schuppenschicht / Cuticula, allerdings chemisch gebleicht und wieder eingefärbt.

Preise zum Vergleich:

Z. B. Europäische Schnitthaare, (chem. unbehandelt, keine hellen Töne),
Länge 40cm, Struktur glatt = ca. 1400,- Euro pro Kg

Europäische Haare, Cuticula entfernt, geblichen und wieder eingefärbt,
Länge 40cm, Struktur gelockt = ca. 1600,- Euro pro Kg

Mit anderen Worten: Gut geeignet für permanente Integrationen wie Perücken
oder Haarteile aber einfach viel zu teuer für die Verlängerung und leider nur
begrenzt verfügbar.

2.)Das afrikanische Haar

Ist aufgrund seiner Struktur meist ungeeignet. Zu schwarz, zu gekräuselt, zu stark…

Leider noch keine Preise!

3.)Das chinesische Haar

Chinesisches Haar wird sehr oft für die Haarverlängerung verwendet. Das heißt aber noch lange nicht, dass es dafür am besten geeignet ist. Chinesische Haar ist ,,wesentlich dicker“ als europäisches Haar, tiefschwarz, und hat im Gegensatz
zu europäischem Haar einen runden Querschnitt. Damit dieses Haar für die Haarverlängerung verwendet werden kann, muss es zuerst dünner gemacht werden. Zu diesem Zweck wird das Haar in ein Säurebad gelegt. Im Säurebad wird die Schuppenschicht fast zur Gänze zerstört, das Haar ist anschließend glanzlos und spröde. Nun sollten die Haare aber wieder schön glänzen. Also werden sie mit einer Silikonschicht (was auch sonst? - Natürlich so genanntes Kosmetisches Silikon und nicht etwa welches die Fenster abdichtet!)) überzogen. Jetzt haben die Haare wieder einen beeindruckenden Glanz, allerdings nicht lange, denn nach einigen Wäschen ist die Silikonschicht entfernt, und das Haar ist wieder glanzlos und spröde. Üblicherweise wird chinesisches Haar nur für Perücken und Toupets eingesetzt. Da diese normaler weise nur selten nass gereinigt werden (meist mit Trocken-shampoo) bleibt die Silikonschicht erhalten und das Haar glänzend. Das hießt für ’jene Haarverlängerung gilt: So selten wie möglich waschen und anschließend immer mit Silikon nachbehandeln. Trotzdem wäre der Verlauf ähnlich wie bei der nachfolgend beschriebenen Haarqualität – vielleicht weniger filzig dafür umso spröder incl. Haarspliss.



4a)Indisches ausgebürstetes Haar

Indisches Haar ist aufgrund der genetischen Ähnlichkeit dem europäischen Haar in seiner Grundstruktur sehr ähnlich, und so gut wie nie chemisch behandelt (Inder sind meist zu arm dazu. Die einzige Ausnahme stellt Henna - Farbe dar). Inderinnen waschen ihre Haare seltener, dafür ölen sie sie oft ein bei starker Sonne werden sie bedeckt und zur Nacht zum Zopf geflochten - auch daher die außergewöhnlich gute Qualität. (Eben die klassischen Langhaar Pflegetipps beherzigt!) Hunderte Millionen Inderinnen sammeln täglich, für geringstes Entgelt, nach dem ausbürsten ihre Haare. Diese Haare können extrem billig eingekauft werden, da sie nicht remis sondern in mehr oder weniger verfilzten Ballen gesammelt wurden. Auf Grund der unterschiedlichen Ausrichtungen der Schuppenschichten müssen diese Haare einer aggressiven Säurebehandlung unterzogen werden um die Cuticula zu entfernen und so eine Verfilzung der Haare zu verhindern. Es gibt natürlich auch Maschinen, für das entwirren der Haare und das Ordnen der Schuppenschicht. Aber trotz der Mechanisierung ist der Aufwand zu groß und das Ergebnis nicht einwandfrei. In Indonesien und Korea gibt es eine regelrechte Industrie die nach der Säuremethode die Haare aufbereitet. Da jedoch die Haarknäuel aus so vielen unterschiedlichen Haaren bestehen und die Haare an manchen stellen besonders schmutzig oder ölig sind stellt
das eine große Herausforderung dar. Dadurch ist oft nicht möglich Die Schuppenschicht komplett zu entfernen ohne das Haar dabei zu zerstören. Damit die Säurebehandelten und nunmehr kaputten Haare wieder gesund und glänzend aussehen, werden sie (Sie ahnen es schon) in ein Silikonbad getaucht, welches die noch vorhandene Cuticula – die im Säurebad nicht vollständig entfernt werden konnte – versiegelt. Durch das Silikon wird das Haar schwer, und da es nach Gewicht verkauft wird, natürlich teuer. Die Qualität dieses Haares ist für die Herstellung von Perücken und Toupets annehmbar, da diese Haarteile seltener Wasser und Shampoo ausgesetzt sind und nicht zusammen mit dem Eigenhaar gereinigt werden. Doch was würde geschehen wenn man dieses Haar für eine Haarverlängerung
verwenden würde? (Wobei dieses Haar in das Eigenhaar eingearbeitet wird!) In den ersten Wochen wäre sicher nichts zu bemängeln.
Vielleicht nach zwei bis vier Wochen (das hängt von der Häufigkeit der Haarwäschen ab) wird immer mehr schützendes Silikon herausgewachsen. Das Haar erscheint immer stumpfer und glanzloser. Die Kämmbarkeit verschlechtert sich zunehmend. Da helfen
dann auch keine Pflegeprodukte auf Silikonbasis mehr. Nicht allzu viel später wird die anfänglich von der Silikonschicht überdeckte, kaputte Cuticula freigelegt, sodass sich die Haarverlängerungssträhnen zunehmend mit dem Eigenhaar verfilzen. Dieser Prozess schreitet mit jeder Haarwäsche fort. Ein Kämmen oder Bürsten ist jetzt fast unmöglich.

Für eine Qualitativ hochwertige Haarverlängerung ist dieses Haar nur geringem Umfang
geeignet weil es zu schnell schlapp macht, einfach und salopp ausgedrückt.

Preise zum Vergleich:

Indische Haare, Cuticula entfernt, geblichen und wieder eingefärbt,
Länge 40cm, Struktur glatt = ca. 800,- Euro pro Kg

Indische Haare, Cuticula entfernt, geblichen und wieder eingefärbt,
Länge 40cm, Struktur gelockt = ca. 900,- Euro pro Kg


4b)Indisches Schnitthaar (sog. Tempelhaar)
Dieses Haar ist von hoher Qualität. Es besitzt, wie schon erwähnt, eine genetische Verwandschaft zu unserem Haar. Durch die Sammelmethode,wobei die Haare zu einem Zopf geflochten werden bevor sie abgeschnitten werden, wird garantiert, dass die Cuticula in eine Richtung ausgerichtet bleibt. Indische Frauen opfern traditionellerweise, dass zu Zöpfen geflochtene Haar z.B. bei ihrer Hochzeit, um eine Fürbitte zu unterstreichen oder um sich bei einer Gottheit zu bedanken. (Allerdings besteht in Indien auch ein regelrechter Haarmarkt für Schnitt-Haare, wo sich auch Kinder und Männer die langen Haare ab - schneiden lassen, um sich ein paar Rupien zu verdienen) Die Vorteile einer solchen Haarqualität für die Weiterverarbeitung liegen auf der Hand: Die Schuppenschicht dieser Haare ist ,, gesund und intakt“ da indische Frauen wie bereits erwähnt, ihr Haar selten chemisch behandeln lassen. Durch das flechten zu einem Zopf liegen die Haare und damit auch die Cuticula in eine Richtung. Das Haar ist nach Farbe und Stärke sortiert. (Natürlich gibt es auch hier keine Blondtöne) Und schließlich die gute Verfügbarkeit.

Preis zum Vergleich:

Indische Schnitthaare, völlig unbehandelt, nur in Naturfarben,
Länge 40cm, Struktur glatt = ca. 800,- Euro pro Kg
(Preis leider nur geschlussfolgert - geschätzt)



5.)Tierhaare und Pflanzenfasern

Angora-Mohair, Büffel Pferdeschwanzhaare oder Hanffasern aus Zellulose spielen in diesem Zusammenhang keine oder nur eine untergeordnete Rolle. So finden sie ihre hauptsächliche Verwendung durch Maskenbildner am Theater, bei der Erstellung von allerlei Haarersatz. wo sie daraus Haarersatz anfertigen.Außerdem scheint es nicht nur so, als würde es unserem Zusammenhang eher dazu
dienen, als Streckmaterial den Preis einer höherwertigen, meist als humanen Uhrsprungs deklarierten Haarqualität, gewichtsmäßig zum Nachteil des Endverbrauchers zu beeinflussen. In diesem Zusammenhang nicht wichtig, aber interessant ist, dass es öfters vorkam oder vorkommt, den Schweif eines Pferdes für irgendwelche Veranstaltungen mittels menschlicher- oder Kunsthaare zu verlängern oder zu verdichten. - Auch Pferde können Eitel sein - oder eher ihre Herrchen und Frauchen?

Preise zum Vergleich:

Büffelhaare, Struktur glatt, Länge 40cm = ca. 400,- Euro pro Kg

Pferdeschwanzhaare, Struktur glatt, Länge 40cm = ca. 175,- Euro pro Kg

Zellulosehaar, eingefärbt, Struktur glatt, Länge 40cm= ca.130,- Euro pro Kg
(Herstellerhinweis: z.T. sehr leicht entflammbar)


6.)Kunsthaare

Beherrschten Kunsthaare wie Microfiber, Monocryl, Modacryl, usw. noch Anfang bis Mitte der 90er Jahre den Markt, so ist ihr Marktanteil in der Gegenwart eher gering. Zwar wurden die Polyamid - / Vinyl - Kunstfasern immer weiterentwickelt, können aber in punkto Optik, Frisierbarkeit und natürlichem Fall bis heute nicht mit echten Haaren konkurrieren. Allerdings eignen sie sich bestens um ausgefallene Wünsche zu erfüllen, z.B. Dread - Locks, Rasta - Zöpfe u.a..

Preise zum Vergleich:

Kunstfaserhaare, Struktur glatt, in allen Farben lieferbar,
Länge 40cm.=ca.50,-Euro
Kunstfaserhaare, Struktur gelockt, in allen Farben lieferbar,
Länge 40cm.=ca.150,-Euro (Vorsicht im Umgang mit Hitze)


Anmerkung:
Stand der Preise – Mai 2003
Selbstverständlich müssten die meisten Haare weiterbehandelt werden, bevor sie
eingearbeitet werden können!


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